Lean Construction Management – wie viel digital ist genial?

Ralf Schneller über IT im Bausektor und wirksame Vereinfachung

Ralf Schneller verantwortet den IT-Einkauf bei Drees & Sommer, einem international tätigen Beratungsunternehmen für den Bau- und Immobiliensektor mit Hauptsitz in Stuttgart. Zu den wesentlichen Leistungen des Unternehmens zählen unter anderem Entwicklungs-, Prozess- und Infrastrukturberatung sowie Projektmanagement und Engineering. Bevor er zu Drees & Sommer stieß, betreute Ralf Schneller als Key Account Manager eines internationalen IT-Konzerns über 17 Jahre lang zahlreiche Großkunden.

Wie kamen Sie zu Drees & Sommer?

Über lange Jahre betreute ich Drees & Sommer in meiner vorherigen Position als Key Account Manager eines IT-Konzerns als Kunde. Als dann die Stelle des Leiters IT-Einkauf bei Drees & Sommer frei wurde, wechselte ich gewissermaßen einfach die Seite des Schreibtisches.

Was ist das Kerngeschäft von Drees & Sommer?

Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleiten wir private und öffentliche Bauherren sowie Investoren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur. Und das analog wie digital.

Wie sieht es mit der Digitalisierung in der Baubranche aus?

Die Digitalisierung im Bausektor hinkt anderen Branchen spürbar hinterher. Hier besteht für die Zukunft noch viel Raum für Weiterentwicklung, wo wir eine Vorreiterrolle in Sachen Digitalisierung einnehmen.

Wo und wie setzt Drees & Sommer IT ein?

Die Frage ist gar nicht mehr, wo IT heute bei uns zum Einsatz kommt – sie umgibt uns ja praktisch überall. Heute gilt vielmehr die Herausforderung, gute Antworten auf die zentrale Frage zu finden: Wie viel Digital ist genial? Hinzu kommen die Anforderungen, die der Markt für uns bereithält. Ich denke da an Themen wie Building Information Modeling (BIM)-Lösungen, LCM (Digital Lean Construction) oder Smart City. Unser großes Plus ist hier, dass wir sowohl über umfangreiches Know-how in unternehmensstrategischen Beratungsansätzen als auch über große Kompetenz bei der Konzeption und Begleitung von Projekten an der Schnittstelle zwischen Digitalisierung, IT und Bau verfügen. Damit vereinen wir alle nötigen Kompetenzen, um die digitale Revolution im Bausektor aktiv und nutzbringend voranzutreiben und zu gestalten.

Wo spielt dabei speziell das Thema Einfachheit eine Rolle?

Ich glaube, jeder von uns spürt, dass die Vielfalt an Werkzeugen, die uns heute zur Verfügung stehen, irgendwann ins Kontraproduktive umkippen kann. Betrachten wir nur unsere heutigen Kommunikationsmöglichkeiten! Selbst im privaten Umfeld sind wir doch mit all den Tools und Plattformen wie WhatsApp, Skype, E-Mail, SMS, Festnetz, Handy und Facebook kaum mehr in der Lage, die Informationsflut zu steuern. Auch in unserem Kerngeschäft stellen wir fest, dass Hochbau- und Infrastrukturprojekte immer komplexer werden.

Was sind die Gründe dafür?

Hier kommen viele Faktoren ins Spiel. Zum Beispiel gibt es immer mehr unterschiedliche Projektbeteiligte. Kosten- und Zeitdruck nehmen zu, während die Qualität in Bezug auf Prozessabläufe abnimmt. Auch sind die konstruktive Vielfalt und die Anforderungen an Sicherheit und Nachhaltigkeit deutlich gestiegen. Die Folge: Es wird immer schwieriger, Bauvorhaben zielgerichtet zu steuern und die gesteckten Ziele zu erreichen, etwa hinsichtlich Kosten, Termine und Qualität.

Welche Lösungen gibt es hier?

Aus diesem Bedarf heraus ist zum Beispiel das Lean Construction Management entstanden, das auf eine integrierte Projektlösung fokussiert. Die Methodik überträgt dazu das Lean Management aus der Automobilproduktion in die Ausführungsphase von Bauprojekten sowie die agilen Ansätze aus der Softwareentwicklung in die Planungsphase. Die Einfachheit entsteht hier durch das Schaffen von Transparenz. Planungsprozesse lassen sich damit wesentlich zielorientierter aufeinander abstimmen.

Was wird durch IT für Ihre Kunden einfacher?

Ich denke, generell empfinden wir etwas dann als einfach, wenn wir das Gefühl der Kontrolle haben. Was wir nicht richtig durchschauen und verstehen, wird automatisch als schwierig wahrgenommen. IT-gestützte Systeme helfen dabei, komplexe Systeme zu verstehen und sie in einfache – weil überschaubare – Arbeitsschritte zu zerlegen sowie Werkzeuge für die Bearbeitung dieser Schritte bereitzustellen. Durch Übersichtlichkeit, etwa über Dashboards, erlangen wir dann die notwendige Sicherheit durch Kontrolle.

Was waren die markantesten Veränderungen und Meilensteine bei Drees & Sommer?

Vom Bauen wissen wir: Stimmt das Fundament nicht, nützt das schönste Gebäude oben drauf nichts. Das Fundament sieht man aber gar nicht mehr, wenn das Gebäude fertig ist. Ich denke, wir haben unsere Hausaufgaben beim Fundamentbau gut gemacht und können daher groß und solide darauf bauen. Das gilt sowohl für unsere IT als auch für alle weiteren Unternehmensbereiche. Inzwischen können wir auf eine fast 50 Jahre erfolgreiche Unternehmensentwicklung zurückblicken.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit DATAGROUP?

Wir waren beim Outsourcing-Prozess für unseren Helpdesk eigentlich schon relativ weit, da flatterte mir ein Mailing zur CORBOX auf den Schreibtisch. Was mich dabei besonders beeindruckte, war der handgeschriebene Begleitbrief.

Wie ging es danach weiter?

Schnell war klar, dass die CORBOX tatsächlich eine für uns wertvolle Sammlung von Fachkompetenz und fertigen Prozessen ist. Auch menschlich waren wir sofort auf einer Linie. Das führte dazu, dass DATAGROUP das Projekt gewann.

Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten zwischen DATAGROUP und Drees & Sommer?

Das Leitbild von Drees & Sommer besteht aus acht Statements, die ausdrücken, wie wir ticken, wie wir zusammenarbeiten und was uns ausmacht. Mit DATAGROUP haben wir einen Partner gefunden, der mit vergleichbaren Wertevorstellungen auf dem Markt agiert und daher eine gute Ergänzung unserer eigenen Leistungsfähigkeit ist. Wie Topf und Deckel …

Gibt es etwas, das Ihnen bei Ihrer Arbeit noch nicht einfach genug ist?

Wir arbeiten im IT-Einkauf ständig an Verbesserungen unserer Abläufe. Da ist definitiv noch Platz für Vereinfachung. Vor kurzem haben wir mit unseren Consulting-Kollegen zum Beispiel unsere Beschaffungsprozesse analysiert und daraus erste Maßnahmen abgeleitet, an denen wir in den kommenden Monaten weiterarbeiten.

Herr Schneller, vielen Dank für dieses Gespräch!