Sabine, wie sieht dein Arbeitstag heute aus?
Gleich am Morgen checke ich meine E-Mails und wir führen unser Daily durch, das Teammeeting, in dem die Aufgaben für den Tag besprochen werden. In der Regel bin ich einen Tag pro Woche im Büro, so wie heute. An den anderen vier Tagen bin ich meistens beim Kunden vor Ort in unterschiedlichen Projekten im Einsatz.
An was genau arbeitest du derzeit?
Momentan steht die konzeptionelle Weiterentwicklung unserer Academy an. Wir bieten Schulungen und Trainingspakete rund um RPA. In meinem aktuellen Projekt berate ich einen Kunden, der RPA in Eigenentwicklung einsetzt. Ich begleite ihn bei der Umsetzung. In solchen Projekten ergeben sich fast täglich Herausforderungen und Themen, die an mich herangetragen oder als Tickets durch den zentralen Service Desk eingestellt werden und die ich gemeinsam mit den Kunden bearbeite. Wenn etwa ein System ausfällt, oder sich Bearbeitungsfehler ergeben und die Erfolgsquote nicht mehr stimmt, weil etwas im Prozess nicht eindeutig definiert wurde. Grundsätzlich arbeite ich als Entwicklerin fest an einem bestimmten Prozess. Dennoch ist die Arbeitsweise sehr agil, man muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen und dies in die aktuelle Arbeit einfließen lassen.
Was genau macht ein RPA-Developer, welches Skillset benötigt er und was unterscheidet ihn vom klassischen Developer?
Vereinfacht gesagt: Ein RPA-Developer bekommt einen zu automatisierenden Prozess übergeben und führt dann die Entwicklung mit den Tools der gewählten RPA-Plattform durch. Er übernimmt die konzeptionelle Feinarbeit, fügt Abläufe zusammen und nimmt verschiedene Aussteuerungen vor, für den Fall, dass der Roboter mal nicht weiterkommt.
Zu meinem Aufgabenbereich gehört auch die Erweiterung des generellen Funktionsumfangs unserer RPA-Lösungen wie etwa die Integration von vorgegebenen Schnittstellen wie Webservices und Datenbanken. In diesem Fall sprechen wir dann von Programmierung in C#, Javascript oder SQL. Die Arbeit erfolgt immer Hand in Hand mit den Business Consultants und Kunden und erfordert eine strukturierte Denkweise. Grundsätzlich kann man in das Thema RPA-Development mit einem breit gefächerten Skillset einsteigen – Verständnis für Programmierung vorausgesetzt. Es gibt auch Quereinsteiger in diesem Bereich, wie z. B. Mathematiker. Der Job ist allerdings nichts für Leute, die gerne zurückgezogen und alleine arbeiten, denn ein RPA-Developer hat in der Regel sehr viel Kontakt mit den Fachbereichen. Darin sehe ich auch einen maßgeblichen Unterschied zum klassischen Developer.
Daneben entwickeln wir nicht »from scratch«, sondern nutzen unsere eigenen Frameworks und die unserer Partner. Unsere Arbeit ist eigentlich immer verknüpft mit zahlreichen Systemen bei unseren Kunden. Wir müssen deshalb beispielsweise ein neues Prozessrelease auf Releases der Zielapplikationen abstimmen. Dadurch bleiben wir aber immer in Bewegung und müssen flexibel auf Veränderungen reagieren, was den Arbeitsalltag sehr dynamisch hält.
War es schon immer dein Plan, RPA-Developerin zu werden?
Als ich in die Berufswelt eingestiegen bin, war der Begriff RPA noch nicht so weit verbreitet, entsprechend war mir die Rolle eines RPA-Developers gar nicht bekannt. Ich habe Bioinformatik studiert, also eigentlich eine ganz andere Richtung. Während meines Studiums habe ich mich vor allem mit Neurobiologie und neuronalen Netzen beschäftigt. Bei der intensiven Beschäftigung mit dem Thema Brain Computer Interfaces stand auch damals schon die Frage im Vordergrund, wie intelligente Computersysteme den Alltag der Menschen bereichern und vereinfachen können. Über Kontakte habe ich eher zufällig die RPA-Welt kennengelernt und fand das Thema von Beginn an sehr spannend, so dass ich dort auch meinen aktuellen Job gefunden habe. Mit RPA und der momentanen Entwicklung zum Einsatz von künstlicher Intelligenz konnte ich auch die Brücke schlagen zu dem, was ich immer machen wollte und woran ich schon im Rahmen meines Studiums geforscht habe.
Du übernimmst im Unternehmen federführend das Thema RPA-Training. Wie kam es dazu?
Ich bin jetzt seit 5 Jahren im Unternehmen und mittlerweile Senior RPA-Developerin. In den vergangenen Jahren hat sich der Bereich rasant weiterentwickelt. Ich habe Proof of Concepts (PoCs) für verschiedene Kunden erstellt und diese bei der Einführung von RPA begleitet. Oft wollen Kunden eigenes RPA-Know-how im Unternehmen aufbauen und Mitarbeiter zu RPA-Developern ausbilden, welche mit unseren Entwicklern zusammenarbeiten. Wir bieten also für diese zukünftigen RPA-Developer kundenspezifische Trainings und Ausbildungen an. Nachdem ich selbst Zertifikate erworben und Erfahrungen als RPA-Developerin gesammelt hatte, habe ich ein solches Training für einen sehr großen Kunden übernommen.
Es bereitet mir Freude, mein Wissen weiterzuvermitteln und die Erfolge bei den Teilnehmern auch mitzuerleben. Daher habe ich mich daraufhin auf den Bereich Training spezialisiert. Bei einem Kunden habe ich etwa 40 aktive RPA-Entwickler aus den Fachbereichen ausgebildet und direkt mit den Divisionen gearbeitet, die Process Owner sind. Sie nutzen dann unsere Prozess-Bibliotheken , die wir bereits entwickelt haben und lassen Erweiterungen von uns vornehmen. Damit sind wir für unsere Kunden nicht nur Trainer, sondern auch das professionelle Backup. Im Sinne der Qualitätssicherung führen wir Reviews durch und prüfen, ob technisch alles läuft, was der Kunde selbst entwickelt. Häufig kann ich auch noch hilfreiche Tipps geben. In einigen Fällen kümmern wir uns auch um die Infrastruktur bzw. diese wird von uns gemanagt. So kann ich gemeinsam mit unseren Teams dem Kunden einen Rundum-Service bieten und durch unsere Schulungsangebote schaffen wir große Potenziale, RPA im eigenen Unternehmen schnell und einfach einzuführen.
Sabine, vielen Dank für dieses Gespräch!
DATAGROUP verfügt über mehr als 100 Spezialisten im Bereich RPA und KI. Sabine Reusing ist Senior RPA-Developerin, arbeitet seit 5 Jahren im Unternehmen und ist federführend für Trainings rund um Robotic Process Automation zuständig.