Als Entwickler für mobile Lösungen werden wir oft nach den Kosten für eine App-Entwicklung gefragt. Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort, denn der Preis für die individuelle Programmierung einer App hängt von zahlreichen Leistungsmerkmalen ab. So müssen zunächst Fragen in Bezug auf Zielgruppen, Einsatzszenarien, Interface Design, Funktionsumfang, Plattformen, Daten, Sicherheit, Performance, Integration, Betrieb sowie Projektabwicklung geklärt werden.
Die wohl zentrale Frage ist die nach der Zielgruppe. Wer soll die App nutzen und wofür? Wie viele User gibt es und sind diese bekannt? Handelt es sich um eine B2B- oder B2C-Lösung? Wie viele User Stories müssen integriert werden und wie komplex sind diese? Welche Erwartungshaltung wird an die User Experience gestellt? Welche Vorgaben in Bezug auf das Interface Design sind zu erfüllen?
Aus der Mobile App Strategie lässt sich so der Funktionsumfang einer App ableiten, der ein wesentlicher Faktor bei der Abschätzung der Entwicklungskosten ist. Grundlage für die Entwicklung sind ausdefinierte User Stories mit Funktionsbeschreibungen, technischer Spezifikation sowie Wireframes und grafische Mockups der benötigten Screens.
Die Einsatzszenarien sowie die Zielgruppe definieren üblicherweise auch die Plattformen, auf denen die App zur Verfügung gestellt werden muss. Lässt sich bei B2B-Lösungen i.d.R. die Nutzung auf eine Plattform beschränkten, müssen B2C-Lösungen stets mehrere Plattformen abdecken, will man die Reichweite der App nicht unnötig begrenzen. Zwar gibt es verschiedene Lösungsansätze zur Cross-Plattform-Entwicklung, grundsätzlich haben Android, iOS und Windows UWP technisch aber wenig gemeinsam, wodurch sich ein Multiplikator bei den Entwicklungskosten ergeben kann. Hinzu kommt die Vielfalt an Gerätetypen, Auflösungen sowie Betriebssystemversionen, die ggf. ebenfalls alle unterstützt werden müssen.
Mit welcher Technologie die Lösung am Ende entwickelt wird, ist abhängig von projektspezifischen Anforderungen an User Experience, Performance, Hardware-Integration sowie Investitionssicherheit. Nur so lässt sich mit Hinblick auf die zu erwartenden Entwicklungskosten die richtige Entscheidung in Bezug auf die Frage treffen, ob nativ, hybrid, cross-plattform oder gar rein web-basiert entwickelt werden soll.
Da nur die wenigsten Apps ohne Datenaustausch und Integration in Backend-Systeme auskommen, muss auch dieser Aspekt bei der Kostenschätzung bewertet werden. Die Bandbreite der zu integrierenden Systeme ist nahezu unendlich: Vom Backautomaten im Handel bis hin zum SAP-System kann jedes System mit einer App integriert werden. Da nur die wenigsten Systeme direkt mit einer App kommunizieren können und die benötigten Datenformate zur Verfügung stellen, müssen Mobile App Gateways oder individuelle Middleware-Systeme bereitgestellt werden. Dies ist in der Regel aufwändig und daher kostenintensiv.
Neue Ansätze über Cloud-Lösungen sowie Mobile Backend as a Service können die Entwicklungskosten um bis zu 80% reduzieren, da sie viele benötigte Funktionen bereits im Standard zur Verfügung stellen und keine dedizierte Infrastruktur für den Betrieb benötigen. Auch Konzepte zur Offline-Fähigkeit von Apps lassen sich einfacher realisieren, da entsprechende Synchronisationsmechanismen für Daten vorhanden sind.
Je nach Projektgröße und Reifegrad der fachlichen Anforderungen kann die Wahl der geeigneten Methode für die Projektabwicklung signifikante Auswirkungen auf den Projektverlauf haben und helfen, die Kosten zu senken – unabhängig davon, ob man sich für eine agile Methode oder eine klassische Projektmanagementmethode nach dem Wasserfallmodell entscheidet. Natürlich müssen auch die Kosten für das Projektmanagement kalkuliert werden. Der Einsatz erfahrener Projektmanager trägt hier maßgeblich dazu bei, Projekte in hoher Qualität und fristgerecht zum Erfolg zu führen sowie unnötige Fehlentwicklungen zu vermeiden.
Die typischen Budgets für von uns realisierte Mobile App-Projekte lagen in den letzten Jahren zwischen 30.000 Euro für kleinere Lösungen und mehr als 2 Millionen Euro für komplexe Großprojekte. Nachfolgende Abbildung gibt einige Referenzwerte zur Einordnung typischer App-Projekte, abhängig vom Umfang der Funktionalität und Integrationstiefe sowie dem Grad der zu unterstützenden Plattformen und Geräte.
Wir empfehlen unseren Kunden stets, nicht nur die Projektkosten sondern auch die laufenden Kosten einer App nach dem Go Live rechtzeitig zu planen. Neben den Kosten für Betrieb und Support sind auch Aufwände für die Weiterentwicklung der App sowie die Anpassung an neue Releases der Betriebssysteme, geänderte Bibliotheken oder neue Endgeräte zu berücksichtigen. Nichts ist in den Augen der User schlimmer als eine App, die sichtbar und spürbar nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik ist.
Stefan Dreher
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